„Die Känguru Chroniken“ von Marc-Uwe Kling
Kurzbeschreibung der Ullstein Buchverlage:
»Ich bin ein Känguru – und Marc-Uwe ist mein Mitbewohner und Chronist. Nur manches, was er über mich erzählt, stimmt. Zum Beispiel, dass ich mal beim Vietcong war. Das Allermeiste jedoch ist übertrieben, verdreht oder gelogen! Aber ich darf nicht meckern. Wir gehen zusammen essen und ins Kino, und ich muss nix bezahlen.« Mal bissig, mal verschroben, dann wieder liebevoll ironisch wird der Alltag eines ungewöhnlichen Duos beleuchtet. Völlig absurd und ein großer Lesespaß.
Als ich Weihnachten im vergangenen Jahr in Berlin verbrachte, besuchte ich unter anderem die Live-Aufzeichnung einer Comedy-Show von und mit Dieter Nuhr. Hier traf ich zum ersten Mal auf Marc-Uwe Kling. Gut, ich habe ihn weniger getroffen, als dass ich im Publikum saß und er einer der Show-Gäste war. Und ich fragte mich ernsthaft, ob es mir überhaupt möglich sei, für diese schmale Kleinkunst-Figur mit Rüdiger-Hoffmann-Mentalität zumindest ein falsches Lächeln aufzubringen – immerhin wurde ich ja für die ARD gefilmt. Ich versprach mir also, mein bestes zu geben und hochkonzentriert einem 29-jährigen Berliner zuzuhören, der über seine WG mit einem Känguru philosophierte.
Hätte ich vorher nur mal seine Vita durchgelesen, dachte ich mir nach der Show, als ich nicht umhinkam, mir zu Weihnachten ein Exemplar von Klings „Känguru-Manifest“ schenken zu lassen. Der Typ ist nicht nur nicht langweilig, er trifft meinen sehr ungewöhnlichen Humor sogar im Kern (und das muss jemand im Bereich Comedy erst einmal hinbekommen!).
Mit reichlich Vorschuss-Lorbeeren begegnete ich schließlich den „Känguru-Chroniken“ (die, wie ich nach der Manifest-Lektüre erst herausfand, der erste Teil der Kling’schen Trilogie sind, das Manifest ist Band zwei und der dritte Band „Die Känguru-Offenbarung“ soll bald erscheinen).
Wie nicht anders zu erwarten war, handelt es sich für Leute wie mich, die erst mit Band zwei angefangen haben, um ein Prequel der Känguru-Geschichte. Kling beschreibt, wie sich das Känguru zunächst in die Nachbarschaft zieht und sich Stück für Stück bei Klings Alter-Ego Marc-Uwe breitmacht.
Zum Ärger für die Polizei, die Grünen oder auch Marc-Uwes rassistischer Nachbarin.
Als ich wieder ins Haus komme, begegnet mir die Nachbarin von unten. »Ham Se den Neuen jesehen?«, fragt sie. Ich nicke. »Na, der ist ja wohl och nich von hier, wa?«, fragt sie und kratzt sich an ihrem Hitlerbärtchen. Natürlich hat sie nicht wirklich einen Bart. Es ist eher ein Flaum. Ein Hitlerfläumchen.
Das Känguru ist Prototyp der oft erwähnten „linken Bazille“, arbeitet nicht, erkennt fremden Besitz nicht an und verabscheut als Vietcong-Veteran und praktizierender Kommunist jede Form des Kapitalismus. Im Gegenüber steht mit Marc-Uwe ein bodenständiger Kleinkünstler, oder wie das Känguru sagen würde: ein demokratisches Opfer und Nachplapperer des „Tütensuppen-Totalitarismus“. Aus diesem Aufeinandertreffen entsteht nach und nach eine Wohngemeinschaft, nein, eine tiefe Freundschaft, die auf Diskutieren und Philosophieren basiert. Es geht um Politik und Kultur, Religion und Gesellschaft, Eierkuchen und Schnapspralinen. Dabei ist alles so einfach, „alles Kapitalismus, alles Nestlé, alles Hähnchen“.
Kurzum: Wenn ich einen eigenen Preis für Klamauk und gelungene Situationskomik vergeben dürfte, würde ich ihn – ohne Frage – direkt an Marc-Uwe Kling für seine Känguru-Geschichten verleihen und damit den Trophäenschrank des Kabarettisten um eine weitere Auszeichnung belasten. Unbedingt lesen!! [paku]
„Die Känguru Chroniken“ von Marc-Uwe Kling
Ullstein Taschenbuch
272 Seiten
EUR 7,95
ISBN-10: 3548372570
ISBN-13: 978-3548372570