Rezension: „Tote Tauben nerven nicht“ von Jan-Uwe Fitz
Kurzbeschreibung von if eBooks
Taubenvergrämer Jan-Uwe Fitz hat es nicht leicht. Die Auftragslage ist mau und das Leben auch sonst nicht sonderlich schön. Als eines Tages eine geheimnisvolle Unscheinbare um seine Hilfe bei einem mysteriösen Taubenproblem bittet, hat sein ruhiges Dasein ein Ende. Es beginnt ein Kampf, bei dem nicht weniger als die Existenz der Menschheit auf dem Spiel steht. Und nur Taubenvergrämer Fitz kann dies verhindern wahrscheinlich nur noch schlimmer machen.
Darum geht’s
Der Autor Jan-Uwe Fitz und die Tauben dieser Welt – ich bin mir nicht sicher, ob sie in diesem Leben noch einmal Freunde werden. Denn wenn Jan-Uwe Fitz mal keine Bücher schreibt, dann geht er im Zweitleben seiner Berufung als Taubenvergrämer nach. Mehr oder weniger erfolgreich allerdings. Doch weil Jan-Uwe Fitz doch viel lieber Autor ist als Taubenvergrämer, hat er beschlossen, die Menschheit vor seiner Zunft (die der Taubenvergrämer, nicht die der Autoren!) zu warnen.
So entstand also der Roman „Tote Tauben nerven nicht“, beziehungsweise, es entstand eine Sammlung von Kurzgeschichten, sehr ähnlich der Känguru-Trilogie von Marc-Uwe Kling. Typisch für diese Art des Romans ist, dass sich verschiedene Geschichtsstränge über mehrere kurze Kapitel ziehen, dabei von anderen Geschichtssträngen unterbrochen werden und sich alle Stränge am Ende – im besten Falle – wieder zu einem großen, stimmigen Abschluss finden. Die Besonderheit bei dem Roman von Jan-Uwe Fitz (Doppelnamen mit Uwe scheinen in diesem Metier en vogue) ist, dass der bereits grobmaschig durchwobene Geschichtsstrang nochmals in Episoden geteilt ist. Wie eine TV-Serie. Der Leser (und auch die Leserin) soll durch dieses knackige Format die Möglichkeit haben, die kurzen Zeitfenster der Arbeitswoche mit kurzweiliger Unterhaltung zu füllen, „zum Beispiel auch auf der Fahrt zur oder von der Arbeit z. B. im Bus“, sagt der Verlag. So sieht zumindest die Theorie aus. Denn bislang ist erst die erste Episode als eBook am 20. Februar 2014 (Amazon) erschienen.
Das erste Mal begegnet war ich Jan-Uwe Fitz übrigens auf Twitter. Dort, in der Fußgängerzone des weltweiten Netzes, gab er schon vor ein paar Jahren unter dem Pseudonym Taubenvergrämer Fitz mehr oder weniger lustige Kommentare zum Weltgeschehen zum Besten. Tauben vergrämen eben. Diesen Humor erwartete ich natürlich auch in seinem Buch.
Schwerer Einstieg, doch es wird besser
Ich möchte ehrlich sein: Der Einstieg fiel mir nicht einfach und nach den ersten Seiten haderte ich bereits damit, ob ich weiterlesen sollte oder nicht. Keine Spur von pointiertem Humor, dafür zusammenhanglose Kapitel ohne echte Cliffhanger, eine unlustige und offensichtlich-fiktive Anekdote über einen Auftritt bei den trickreichen Omas von ZDF WISO und ein lahmer Dialog mit dem Hausmeister Wischnewski, der seine Schlüsselgewalt nutzt, um mit seiner Frau in den Betten seiner Mieter zu übernachten (Edit: Ist diese Geschichte tatsächlich wahr?). Harter Tobak, insbesondere für jemanden, der ohne Erwartungen an die Lektüre gegangen war (was nicht ganz stimmt, da ich ja zumindest den Fitz’schen Humor kannte, in den ich schließlich Erwartungen setzte und der mich übrigens ein wenig an den des Joscha Sauer erinnert…!).
Schock hin oder her – weitergelesen habe ich trotzdem. Und es sollte sich tatsächlich lohnen! Mit jeder Zeile nimmt der Roman an Fahrt auf, wird der Humor besser, tiefer. Etwa, als sich Fitz an die Zeit erinnert, in der er nebenher als Senf jobben musste. Aber auch das eigentliche Thema des Gesamtwerks, das mehr oder weniger erfolgreiche Vergrämen von Tauben, bekommt nach und nach Fleisch an die Knochen. Besonders witzig sind die Dialoge zwischen Fitz und einer widerspenstigen Taube, die sich eher unfreiwillig im Körper der Inge Meysel (nicht die, eine andere) eingenistet hatte und nun nicht mehr herauskommen möchte. Es entsteht ein angenehmer Lesefluss und damit auch ein Verständnis für die ungewohnte Struktur des Romans. Und ehe man sich versieht ist man plötzlich auf der letzten Seite angelangt und ärgert sich, dass Fitz einen nun unbefriedigt und mit so vielen Fragezeichen zurücklässt. Wie geht das nun mit dem Senf weiter? Wo schläft Hausmeister Wischnewski als nächstes? Wer findet Inge Meysel erotisch? Und wie vergrämt man eine Taube, wenn man davon eigentlich keine Ahnung hat und auch keine Ahnung haben will? Episode 2 von „Tote Tauben nerven nicht“ könnte Antworten auf diese Fragen geben. Und lange warten muss man auf die Fortsetzung auch nicht. Bereits am 20. März 2014 soll Episode 2 erscheinen, die Episoden 3 bis 8 dann laut Autor jeweils um den 20. der Folgemonate.
Fazit
Zugegeben, ein waschechter Taubenvergrämer ist mir persönlich noch nicht über den Weg gelaufen. Zumindest nicht bewusst. Dabei begegne ich jeden Tag Hunderten von Menschen, in der Fußgängerzone, in der Mall, im Park und auf der Arbeit, und alle haben das Potential, ein echter Taubenvergrämer zu sein. Und wenn man so durch die Straßen der Stadt schlendert, vorbei an den Ladengeschäften und am bevölkerten Knödelbrunnen, und insbesondere in der Nähe von Bäckereien und Brezelbuden mit offenen Augen umherblickt, dann stellt man fest: es gibt schon jede Menge Tauben, die es zu vergrämen gilt. Man braucht nur jemanden, einen dieser Helden, der den nötigen Mut aufbringt und damit beginnt. Ein solcher Held ist Jan-Uwe Fitz – vermutlich.
Mut erfordert zumindest die Lektüre von Jan-Uwe Fitz‘ erster Episode zu „Tote Tauben nerven nicht“, den Mut weiterzulesen nämlich. Der Einstieg ist schwer, man weiß zunächst nicht, was einen erwartet. Das kann abschrecken (oder in diesem Fall vergrämen), sollte es aber nicht. Denn der Roman entwickelt sich mit jeder Zeile und jedem Kapitel – und findet leider ein jähes Ende, wenn er beginnt, an Fahrt aufzunehmen. Umso mehr darf man gespannt sein auf die zweite Episode. Wie sagt man so schön: Es ist noch Luft nach oben. So sehe ich es auch bei meiner Bewertung. Episode 1 ist ein Buch für den zweiten Blick. Dafür gibt es 3 von 5 Sternen.
Leseprobe
Eckdaten
- Titel: Tote Tauben nerven nicht (Episode 1)
- Autor: Jan-Uwe Fitz
- Preis: EUR 1,49 Euro
- Kindle eBook: 37 Seiten
- Größe: 380 KB
- Verlag: if eBooks
- ASIN: B00IEEYW3K
- ISBN-13: 978-3-945093-04-7
[…] vorstellbar. Wenn irgendwo eine Lesung von ihm angekündigt wird, versuchen wir dabeizusein. Er ist der beste Drei-Sterne-Autor, den wir kennen. Auf Twitter sind wir mit seinem Alter Ego Vergraemer noch per Sie, mit Jan-Uwe im echten Leben […]
[…] Nach einem späten Frühstück (oder war es ein frühes Mittagessen?) war der Hugendubel in der Leipziger Innenstadt unsere erste Station. Dort las Jan-Uwe Fitz einige echt verrückte Geschichten. Auch einige Zeilen aus seinem Mehrteiler “Tote Tauben nerven nicht”. (Rezension des ersten Teils gibt es hier) […]
Die Geschichte mit dem Hausmeister ist aber wahr. Was kann ich denn dafür, dass mein Leben so langweilig ist? Hier der Beweis:
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