Rezension: „Me, without words“ von Kira Minttu

1. Mai 2017 0 Von Jules
Bewertung:

Wissenswertes:

  • Erscheint am 1. Mai. 2017
  • Erhältlich als Taschenbuch 12,90€ und E-Book 3,99€
  • 362 Seiten in 20 Kapiteln
  • Jugendbuch
  • ISBN-10: 3958692915
  • ISBN-13: 978-3958692916
  • Ich-Erzählung aus der Sicht von Protagonistin Juli -(Julika)

Worum geht´s?

Dieses Mal lesen wir aus der Sicht von Katinkas bester Freundin „Juli“, deren wirkliches Ich gar nicht so aufgeweckt und fröhlich zu sein scheint, wie man sie zuvor kennengelernt hat. Sie, ihre Familie und Freunde gehen mit dem Leser durch eine schwierige Zeit, die nicht nur einfache Alltagsprobleme aufzeigt. Alles versetzt mit einer leichten Brise von Romantik.

Warum kann man bestimmte Momente im Leben nicht in ihrer ganzen Intensität für immer aufbewahren? Ich stelle mir vor, wie jede verstreichende Sekunde zu einem winzigen, flirrenden Lichtpunkt wird, zu etwas, das man für die Ewigkeit verschließen kann, in einem Gefäß, in einer Schneekugel vielleicht.

Cover/Gestaltung:

Brown! Mein erster Gedanke war Braun! Zufälligerweise ist dies nicht nur meine Lieblingsfarbe, sondern es passt auch perfekt zu Julis Geschichte. Das gesamte Cover spiegelt den Inhalt eigentlich ziemlich gut wider. Und doch ist es so schweigsam, dass man die Geschichte nicht vorher erahnen kann. Schön finde ich auch, dass es stiltechnisch zum Vorgänger „Keep on Dreaming“ passt

Ich bin immer wieder aufs Neue von Julia Dibberns Covern berauscht!

 

Klappentext:

Buchrücken

»Es gibt so viele tausend Worte, warum bastele ich meine Sätze ständig aus den falschen zusammen?«

Als ihre Familie zerbricht, fehlen der sonst so schlagfertigen Julika die Worte für das, was in ihr vorgeht. Ihre beste Freundin Katinka hat ohnehin kaum noch Zeit für sie, ihr Freund hegt völlig andere Erwartungen.
Ausgerechnet der undurchsichtige Marc scheint sie auch ohne viele Worte zu verstehen. Doch unter Marcs Schweigen lauern schwarze Löcher …

Klappe

Es ist dieses Gefühl, verlorenzugehen. Es ist das Schweigen, das über allem liegt, es sind die unausgesprochenen Worte, die im Raum hängen und die Juli am liebsten herunterschlagen und ihren Eltern in die versteinerten Gesichter werfen würde. Es sind die Erwartungen, die sie hinter den Kerzen zu erkennen glaubt, die ihr Freund Levin angezündet hat, und es ist die Freundschaft zu ihrer besten Freundin, die an den Rändern auszufransen scheint. Es sind all diese Gründe, aus denen Juli mit dem Gedanken spielt, sich auf jemanden einzulassen, dessen Absichten sie nicht zu durchschauen vermag …

 

Autorin:

Kira Minttus frühe Kurzgeschichten waren so traurig, dass sie beim Schreiben weinen musste (sie war ein empfindsames Gemüt). Glücklicherweise rettete sie zwei Jahre später ihr bedingungsloses Eintauchen in die Welt der Rockmusik von einer drohenden Werther-Karriere. Viele, viele Konzerte später enden ihre Geschichten längst nicht mehr so niederschmetternd wie früher. Wenn sie gerade mal nicht vor einem Manuskript sitzt, tobt sie entweder mit ihrer Familie samt Hund durch die Welt oder denkt darüber nach, wie es wäre, in Schottland zu leben. (Einbandtext)

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Ihr Blog: Kiras Goodytales

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 Erster Satz:

Die Stille ist so laut, demnächst werde ich schreien, um sie zu übertönen.

 Meinung:

Als ich Kira vor gar nicht allzu langer Zeit gefragt habe; „Was können die Leser von ‚Me, without words‘ erwarten?“, antwortete sie:

 

Kira: Es wird … anders. Ich bin gespannt darauf, ob jemand, der ‚Keep on‘ mochte, auch Juli in ihre Welt folgen wollen wird. (Quelle Interview: Geile Zeile)

Und nun kann ich mit Sicherheit darauf antworten: Ja, Kira! Die Leser werden Juli in ihre Welt, die so anders als Katinkas aus „Keep on Dreaming“ ist, folgen wollen! Sie müssen es quasi.

Denn mit nur wenigen Seiten, in die ich zuvor in der Leseprobe reinschnuppern konnte, war ich schon völlig in ihren Charakter versunken. Es geht sofort mit einer sehr erdrückenden Spannung los, die eine beklemmende, stille Atmosphäre verursacht. Klingt schaurig? Ist es aber nicht. Man merkt von Beginn an, dass dieses Buch gewiss keine 0-8-15 Schmetterlinge-im-Bauch-Lovestory ist.

In diesem Buch ist es so laut, obwohl so viel geschwiegen wird.

Vielleicht würden wir gar nicht viel reden, aber es wäre okay.

Und gerade das zeugt von unglaublicher literarischer Größe. Der Leser wandert Seite für Seite in verschiedene Charaktere, die alle Juli sind, Juli wie sie vor ihren Freunden ist, Juli wie sie vor ihren Eltern ist, Juli wie sie vor Fremden ist. Juli, wie sie wirklich ist. Und vor allem letzteres ist sehr beeindruckend.

Ich habe schnell gemerkt, dass ich dieses Buch sogar noch lieber als „Keep on Dreaming“ mag. Auch wenn ich normalerweise davon absehe, sowas miteinander zu vergleichen, aber ich finde, Kira Minttu hat mit diesem Buch hier noch mal einen gigantischen Sprung gemacht. Es ist nicht nur unglaublich poetisch geschrieben, sondern geradezu eines der emotionalsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Nicht selten hatte ich Tränen in den Augen und ja, sie sind sogar geflossen. Es gab Momente, in denen ich tief Luft holen musste, weil ich so sehr mit Juli gelitten habe – weil ich so sehr mit ihr gefühlt habe. Es gibt wenige Bücher, in denen Emotionen so intensiv auf mich übergehen. Dieses hier hat es geschafft.

Ich hab mich immer gefragt, wie man sich wohl aus seinen Kleidern windet, wenn man ein ganz bestimmtes Ziel im Sinn hat, ohne dass es lächerlich oder peinlich oder störend wirkt, und die Antwort ist, dass nichts lächerlich oder peinlich oder störend wirkt, wenn man die ganze Zeit auf das konzentriert ist, was man spürt, was man fühlt, sich ganz auf das konzentriert, was gleich geschehen wird.

Wenn ihr nun aber denkt; „Ich möchte aber nicht so etwas Trauriges lesen“, denn das ist eine Kiras größten Sorgen. Dann kann ich euch ganz beruhigt sagen: Auch wenn es gar so klingt, als müsste man ein 20er Pack Taschentücher parat haben, ihr werdet es nicht bereuen, dieses Buch zu lesen. Denn es ist so viel mehr.

Ich wünsche mir von Herzen eine Fortsetzung.

Ob nun für Juli, für Levin, für Pascal (besonders für Pascal), oder gar James.

Ich möchte unbedingt noch viele, viele Bücher von Kira Minttu lesen. Denn das, was sie macht, das nenne ich Talent!

Der Klang meiner Stimme scheint sich wie Wellen in einem See auszubreiten, wird schwächer, löst sich auf. Alles ist wieder still. Ich fühle sein Herz schlagen, lange, so lange, bis ich einschlafe.

Zum Abschluss möchte ich noch Kira Minttu danken, die mir erlaubt hat, dieses Buch -Vorablesen- zu dürfen.

Danke für die vielen schönen Gespräche und dein Vertrauen.

Und an die Leser: Kauft euch dieses Buch, ohne groß darüber nachzudenken. Wenn euch Keep on Dreaming gefallen hat, werdet ihr Me, without Words lieben. Und wenn ihr Keep On noch nicht kennt, könnt ihr Me, without Words trotzdem lesen! Es sind zwei unterschiedliche Bücher, mit unterschiedlichen Protagonisten, die nicht zwingend zusammenhängen.