Rezension: »Someone Else« von Laura Kneidl
Vielleicht war es nur der natürliche Lauf unserer Beziehung, und Auri und ich versuchten die ganze Zeit, etwas aufzuhalten, das ohnehin unvermeidbar war. Er und ich. Zusammen.
aus »Someone Else« von Laura Kneidl
Klappentext:
Ist ein Moment des Glücks wirklich den Preis unserer Freundschaft wert?
Eigentlich könnten Cassie und Auri das perfekte Paar sein: Sie sind beste
Freunde, wohnen zusammen und teilen ihr größtes Hobby – die Fantasyliteratur.
Und obwohl Cassie das Gefühl hat, dass niemand auf der Welt sie besser kennt
als Auri, scheinen die beiden manchmal Welten zu trennen. Während Auri Football
spielt, viele Bekanntschaften hat und gern unter Menschen geht, zieht Cassie
sich lieber von der Außenwelt zurück und pflegt einen kleinen, aber engen
Freundeskreis. Doch je mehr Zeit vergeht und je stärker ihre Gefühle für Auri
werden, desto größer ist ihre Angst, dass das, was sie und Auri verbindet,
vielleicht nicht so stark ist wie das, was sie trennt …
Eckdaten:
- Verlag: Lyx
- 432 Seiten
- Erschienen am: 27.01.2020
- Gebundenes Buch (Special Edition): –
- Taschenbuch: EUR 12,99
- eBook: 9,99
Allgemeines:
Herzlich Willkommen im Universum der Someone-Reihe. Auch in dem Band rund um Auri & Cassie treffen wir auf alte Bekannte wie Julian und Micah (Someone New), Adrian & Keith, Aliza und neu dabei: Lucian, inkl. lesbischer kleiner Schwester.
Kritiker würden jetzt die Augenbraue heben und fragen: Braucht man jetzt auch noch ein lesbisches Pärchen? Immerhin haben wir jetzt nun zwei gleichgeschlechtliche Pärchen, einen Transmann, einen Schwarzen (Auri), eine die Teenager-Mom (diesmal nicht live dabei, sondern nur ein- oder zweimal erwähnt), das Nerd-Mädchen und die Diabetikerin, da eine »normale« Protagonistin wohl einfach zu … normal wäre. Aber was ist schon normal?
Was jetzt fies klingt, ist aber von meiner Seite aus definitiv keine Kritik. Nur Hater könnten auf die Idee kommen, dass Laura Kneidl es mit dem diversen Cast ein bisschen übertrieben hat.
Die Kritik, die ich dazu oft gelesen habe, dass es wirkt, als hätte Laura Kneidl zu viel Diversität in ein Buch gepackt, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Ihre Charaktere sind eben bunt wie das Leben und ich finde es großartig, dass die Autorin quasi eine Vorreiterrolle in der Buchbranche einnimmt und vielleicht Verlage zum Umdenken anregt.
[…] die Gemeinsamkeiten, die Auri und mich verbanden, waren so zahlreich wie die Unterschiede, die uns trennten.
aus »Someone Else« von Laura Kneidl
Schön fand ich außerdem wieder die vielen wunderschönen Illustrationen im gebundenen Buch und ich finde, diese Reihe wurde mit so viel Liebe zum Detail gestaltet, dass einem das Herz aufgeht.
Meine Meinung:
Kommen wir zum Inhalt des Buches selbst, denn ob nun zu viele, gerade richtig oder zu wenig diverse Charaktere im Buch waren, wurde bereits bei dem Erscheinen von Band 1 (Someone New) in epischer Breite und inklusive der Auswirkung auf die Weltbevölkerung ausreichend diskutiert . Für meine Bewertung spielt er allerdings keine Rolle. Ich finde es schön, wenn Diversität eine große Rolle spielt, ich lese auch zum Großteil nur Gay-Romance, aber wichtig ist mir bei einem Buch meisten, wie gut ich damit unterhalten werden.
So, was war außer der Vielfalt an Diversität in diesem Buch neu? Die Antwort ist leider: Nicht besonders viel, denn mit der from-friends-to-lover-Story erfindet Laura Kneidl das Rad leider nicht neu.
Wo die die Storyline in Band 1 hat aufgrund von Julians Geheimnissen für mehr Aktion gesorgt hat, weil man immer wissen wollte, was denn nun hinter seiner Verschlossenheit steckt und welches Geheimnis er verbirgt, tümpelt dieser Band leider ziemlich ereignislos vor sich hin.
Ich
tat mir in diesem Buch auch etwas schwerer, die Message herauszufiltern. Das
Thema Rassismus wird immer wieder angeschnitten. Aber leider bleibt es
für mich auch dabei. Er wird nur angeschnitten, denn wir sind nur Zaungäste.
Mehr nicht.
Was leider bei mir einen bitteren Beigeschmack zurücklässt. Ich hätte es in
diesem Buch gut gefunden, wenn Laura Kneidl zumindest versucht hätte, Auris
Schmerz festzuhalten. Das hätte jetzt aus rein literarischer Sicht dem Buch meiner
Meinung nach mehr Tiefgang verliehen, denn Cassie bot in dieser Hinsicht bis
auf ihr Diabetes nicht besonders viel Potential.
Ich halte Laura Kneidl für eine so gute Autorin, dass sie es durchaus geschafft
hätte, uns weißen, deutschen Frauen (die nun mal zum größten Teil ihre Käufer
sind) nachvollziehbar zu erzählen, wie sich Auri fühlt, wenn er Opfer von
Rassismus wird. So viel Einfühlungsvermögen traue ich der Autorin auf jeden
Fall zu und wie gesagt … so fand ich das Nebenthema, das ich lieber als
Hauptthema gesehen hätte, zwar wichtig, weil Rassismus in Europa ein großes
Problem ist, war durch diese fast nebensächliche Behandlung allerdings auch ein
bisschen enttäuscht.
Was mir sehr gut gefallen hat, war die weitere Message: Steh zu dir und wer du bist. Denn da macht Auri auf jeden Fall durch das Buch hinweg eine sehr starke Charakterentwicklung durch, was mir seht gut gefallen hat.
Laura Kneidl hat mich dank dem wortgewandten Schreibstil immer wieder zum Weiterlesen animiert. Vor allem zu Beginn des Buches kam ich sehr gut in die Geschichte und habe die ersten zweihundert Seiten innerhalb kürzester Zeit inhaliert. Ich mochte die ganzen Anspielungen auf Serien, Bücher, Spiele … aber teilweise wurde es mir dann auch schon zu viel, vor allem, weil sie die Storyline nicht vorangebracht haben und dann die zweite Hälfte des Buches etwas schleppend gemacht haben.
Womöglich stehe ich mit meiner Meinung allein da, aber ich finde, dass ich es sowohl bei Band 1 als auch bei Band sehr genossen hätte, die Sichten der männlichen Protagonisten zu lesen. Cassie und Micah waren teilweise – genauso wie ich – nur Zaungäste bei den Geschichten von Julian und Auri und ich glaube für einen besseren Lesefluss, hätte ein Perspektiven-Wechsel nicht geschadet. Denn so leid es mir tut, aber in dieser jetzigen Form hätten dem Buch ein paar Seiten weniger meiner Meinung nach nicht geschadet, denn ich habe – wie bereits beim ersten Teil – irgendwann wieder zum Querlesen begonnen.
Es gab aber im Buch auch sehr viele wunderbar beschriebene Auri und Cassie-Momente, die aber leider immer nach demselben Schema aufgelöst wurden (Cassie fällt von der Luftmatratze, die beiden wurden mal wieder von jemanden gestört, irgendwo explodiert eine Bombe … gut, das ist nicht passiert, aber ihr versteht das Schema ? – immer wieder kam es durch äußere Umstände dazu, dass die beiden unterbrochen wurden).
Fazit:
Ihr rechnet jetzt bestimmt nur mit einem oder zwei Sternen, oder? Denn alle meine Kritikpunkte klingen so danach, als hätte ich das ganze Buch mies gefunden. Aber – SKANDAL! – es hat mir tatsächlich gut gefallen und ich habe mich zum größten Teil wirklich gut unterhalten gefühlt.
Alles unter dem Punkt »Meine Meinung« waren einfach Dinge, die mir während dem Lesen aufgefallen oder durch den Kopf gegangen sind. Aber ich habe das Buch wirklich sehr gerne gelesen, denn ich fand Cassie als Erzählerin und Auri als ihren Love-Interest sehr süß und symphytisch und habe dem nächsten romantischen Moment zwischen den beiden regelrecht entgegengefiebert.
Trotz
der ganzen Meckerei von mir gibt es vier Sterne für Someone Else und ich werde
definitiv Someone to Stay lesen.